Veranstalter: AMJ Flörsheim am Main
Datum: 21. Februar 2025
Ort: Ata-Moschee Flörsheim am Main
Flörsheim, 21. Februar 2025 – Zwei Tage vor der Bundestagswahl wurde die Ata-Moschee in Flörsheim zum Schauplatz eines lebendigen politischen Austauschs. Unter dem Titel „Stimme der deutschen Muslime“ fand eine Wahlinformationsveranstaltung statt, die interessierten Bürgern die Möglichkeit bot, direkt mit Bundestagskandidaten ins Gespräch zu kommen.
Eingeladen waren Vertreter verschiedener Parteien: Dr. Anna Lührmann (Grüne, MdB), Alexander Müller (FDP, MdB), Dr. Dieter Falk (SPD), Thomas Völker (Linke) und Frank Bergmann (Freie Wähler). Ziel der Veranstaltung war es, den Dialog zwischen Politikern und der muslimischen Gemeinschaft zu fördern und offene Fragen vor der Wahl zu klären.
Auftakt mit spiritueller Besinnung
Die Veranstaltung begann mit einer feierlichen Rezitation aus dem Heiligen Qur’an – eine Erinnerung an Werte wie Gerechtigkeit und Verantwortung. Worte, die nicht nur für den Glauben, sondern auch für eine funktionierende Demokratie von Bedeutung sind. Die vorgetragenen Verse aus der Sure An-Nisa’ (4:59) lauteten wie gefolgt:
Allah gebietet euch, dass ihr die Treuhandschaft jenen übergebt, die ihrer würdig sind; und wenn ihr zwischen Menschen richtet, dass ihr richtet nach Gerechtigkeit. Fürwahr, herrlich ist, wozu Allah euch ermahnt. Allah ist allhörend, allsehend.
Politische Diskussion auf Augenhöhe
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten und deren Wahlprogramme leitete der Moderator die Podiumsdiskussion mit einem drängenden Thema ein: die viele Muslime in Deutschland besonders bewegen: Ausländerfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit. Wie wollen die Parteien dem zunehmenden gesellschaftlichen Riss entgegenwirken? Welche Maßnahmen planen sie gegen Diskriminierung? Die Antworten fielen unterschiedlich aus – während einige Kandidaten auf bereits bestehende Initiativen verwiesen, forderten andere entschlossenere gesetzliche Regelungen.
Ein weiterer zentraler Punkt war die Wirtschaftspolitik. Welche Weichenstellungen sind notwendig, um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Wohlstand zu vereinen? Die Meinungen reichten von stärkeren sozialen Absicherungen bis hin zu wirtschaftsliberalen Reformen zur Förderung von Innovation und Unternehmertum.
Ein aktives Publikum
Nach dem offiziellen Teil hatten die Gäste die Möglichkeit, direkt mit den Politikern ins Gespräch zu kommen. Es entwickelte sich eine engagierte Diskussion über innenpolitische Fragen wie innere Sicherheit, Migration und Asylpolitik, aber auch über die außenpolitische Position Deutschlands in einer sich wandelnden Weltordnung. Das Verhältnis Deutschlands zu den USA und Russland und die Migrations- und Asylpolitik wurden auch intensiv beleuchtet.
Ein besonders kontrovers diskutiertes Thema war der Nahost-Konflikt und die deutsche Haltung gegenüber den jüngsten Entwicklungen in Israel und Palästina. Die Teilnehmer kritisierten das völkerrechtswidrige Vorgehen der israelischen Regierung gegenüber der palästinensischen Zivilbevölkerung und forderten eine klarere Position der deutschen Politik.
Ein stilles Gebet als Abschluss
Zum Abschluss der Veranstaltung leitete der lokale Imam und Theologe ein stilles Gebet und erinnerte daran, dass die islamische Lehre die Wahl als Pflicht betrachtet. Das Stimmrecht sei eine Vertrauenssache, die wahrgenommen werden müsse – eine Enthaltung komme aus islamischer Perspektive nicht infrage. Die eingangs rezitierten Vere unterstrichen die Verantwortung eines jeden Bürgers, das Wahlrecht als Treuhandschaft wahrzunehmen und an der demokratischen Willensbildung aktiv teilzunehmen. Daher ermutigte er alle Anwesenden, ihre Stimme verantwortungsvoll abzugeben.
Bei Kaffee und Kuchen fand die Veranstaltung einen geselligen Ausklang. Die Gespräche zwischen Bürgern und Politikern setzten sich in informeller Atmosphäre fort, sodass viele Teilnehmer mit einer klareren Vorstellung darüber nach Hause gingen, welcher Partei sie am Wahlsonntag ihr Vertrauen schenken wollten.
Diese Podiumsdiskussion in der Ata-Moschee zeigte einmal mehr, wie wichtig und bereichernd der politische Dialog ist – nicht nur für die muslimische Gemeinschaft, sondern für die gesamte Gesellschaft. Die Ata-Moschee in Flörsheim hat damit bewiesen, dass sie nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Ort des gesellschaftlichen Engagements ist – ein lebendiges Beispiel für gelebte Demokratie und interkulturellen Dialog.